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(Oktober 2002)

Horst Indra

Entdeckt im Talentreservoir Rolling Ramblers

von Walter Studer

Drei Singles, ein Hit und Geld verdient als Studiosänger und -musiker. So lässt sich die Karriere von Horst Indra aus München zusammenfassen. Indra kam 1965 mit der Scharfenberger-Nummer "Was hab' ich falsch gemacht?" in die Charts.

Horst Indra

Der TÜV-Ingenieur Indra, der unter anderem weltweit für die technische Abnahme der Skoda-Fahrzeuge zuständig ist, trägt ein Geheimnis mit sich. Von 1965 bis 1968 war er als Solosänger und Studiomusiker sehr erfolgreich. Horst Indra kam am 31. Juli 1942 in Prag zur Welt. Die Familie floh nach dem Krieg nach München. Hier genoss "Klein-Horst" klassischen Klavierunterricht. Später brachte er sich selbst das Gitarrespielen bei. Er wirkte bald in einer Band mit. Die "Rolling Ramblers" spielten die Stücke ihrer englischen Vorbilder nach und hofften auf den großen Durchbruch. Der Moment kam 1965, als der Produzent Werner Scharfenberger sich persönlich die Gruppe anhörte. Er lud danach das Quartett, das aus Horst Indra, Gesang und Gitarre, Randy Scott, Gesang und Gitarre, Erich Seischab, Bass, und Michael Frey, Schlagzeug, bestand, in sein Studio ein. Dort stellte sich heraus, dass Scharfenberger nur an Randy Scott und an Horst Indra interessiert war. Mit den beiden nahm Scharfenberger einige Stücke auf. Indra machte in der Folge in Deutschland als Sänger und Studiogitarrist Karriere. Randy Scott kam 1966 mit dem Stück "Du aber schaust mich nicht an" auf Platz eins der Charts in Österreich.

Indra erinnert sich gerne an die Schlagerzeiten. Im Interview mit Radio Munot in Schaffhausen sagte er: "Der Durchbruch für meine Single kam, als sie plötzlich im Wunschkonzert von Fred Rauch im Bayerischen Rundfunk gespielt wurde. Danach ging alles plötzlich ganz schnell."

"Was hab' ich falsch gemacht?" fand 1965 Aufnahme in die deutsche Hitparade, wo die Nummer bis auf Platz 31 kam. Scharfenberger produzierte mit Indra 1966 eine zweite Single. Doch der Anfangserfolg war nicht wiederholbar. Indra fand als sicherer Sänger und notensicherer Gitarrist schnell Unterschlupf in der Studioszene von München. Er spielte bei Platten- und TV-Aufnahmen mit. Wie er im Interview mit Radio Munot sagte, wirkte er als Musikerstatist auch in Heimat- und Sexfilmen mit. Für einen Sexfilm hat er gar die Musik geschrieben. Außerdem sang er, unter Pseudonym, bekannte Schlager für das Billiglabel Osca ein. 1970 veröffentlichten die "Rolling Ramblers", die sich für die Plattenproduktion in "Silver Spoons" umtauften, die Single "Go Go Girl". Das "Go Go Girl" tanzte die Boys allerdings nicht in die Hitparaden. 1967 musste Indra das Label wechseln. Seine dritte Single erschien auf dem Hansa-Label. Die Platte floppte. Indra entschloss sich daraufhin, sein Studium wieder aufzunehmen. Ab 1968 zog er sich aus dem Schaugeschäft zurück. Ganz Schluss mit der Musik machte er erst 1975, als er die Gitarre an den berühmten Nagel hängte und sein Engagement für die "Rolling Ramblers" aufgab. Die Band ist im Übrigen heute noch unterwegs, allerdings unter dem Namen "Charly's Angels".

Indra schloss sein Maschinenbaustudium erfolgreich ab. Er arbeitete hernach erst als Spezialist für Unfallrekonstruktionen für den TÜV. Heute ist er als Ingenieur für den TÜV in München tätig, wo er unter anderem für die technische Zulassung der Skoda-Fahrzeuge europaweit verantwortlich ist. Die Gitarre will er erst nach seiner Pensionierung wieder in die Hand nehmen. In Rente geht der optimistische Horst Indra noch in diesem Jahr. Wir sind gespannt....