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(Oktober 2002)

Klaus und Wolfram

Das Schlagersingen war nur Hobby

von Walter Hilbrecht

Mit "Bandido" feierten Klaus & Wolfram im Herbst 1962 ihren ersten und einzigen Chart-Erfolg. Ihre Plattenkarriere war nach drei Jahren schon wieder beendet und so gibt es sicher nur noch wenige Schlagerfreunde, die sich an das Duo aus Bremen erinnern.

Klaus und Wolfram

Klaus Pollak, am 17.08.1942 in Hindenburg (Oberschlesien) geboren und seit 1946 in der Nähe von Bremen zuhause, interessiert sich schon als Kind für Musik. Anfangs ist es nur ein Hobby, doch irgendwann beschließt er, mehr daraus zu machen. Er singt, spielt Gitarre und sammelt erste Erfahrungen als Musiker in einer Tanzkapelle. Bald gründet er eine eigene Band, mit der er ständig im norddeutschen Raum zwischen Bremen und Flensburg unterwegs ist.

1961, bei einem Auftritt des Trios in einem Bremer Tanzlokal, sitzen im Publikum 2 junge Damen und zeigen deutlich, dass ihnen der singende Gitarrist ausnehmend gut gefällt. Natürlich bekommt auch er das mit. Man tauscht Blicke, lächelt sich zu und kommt während der Tanzpausen ins Gespräch. Und man bleibt auch weiterhin in Kontakt.

Die jungen Damen, zwei Schwestern die zur Bremer High Society zählen, sind der Meinung, dass Klaus Pollaks gesangliches Talent nicht länger im Verborgenen blühen dürfe. Deshalb werden Tonbandaufnahmen hergestellt, die sie an eine Plattenfirma und an Radio Bremen schicken wollen.

Außerdem schleppen sie einen weiteren jungen Mann namens Wolfram Assmann an. Da zu dieser Zeit die "Blue Diamonds" unheimlich populär sind, meinen sie, dass ein Duo größere Chancen hätte.

Wolfram Assmann ist eigentlich mehr ein Fan der klassischen Musik. Er war viele Jahre Mitglied des Knabenchors der Liebfrauenkirche seiner Vaterstadt Bremen und durfte viele Solopartien von Oratorien und Messen singen. Mittlerweile macht er eine kaufmännische Ausbildung in einer Exportfirma und besucht außerdem das Konservatorium, da er Operntenor werden möchte. Interesse an der leichten Muse ist aber ebenfalls vorhanden und so hat er gegen einen Ausflug ins Schlagerfach nichts einzuwenden.

Klaus & Wolfram studieren gemeinsam ein paar Titel ein und erhalten bald darauf die Möglichkeit, in einer Sendung von Radio Bremen mitzuwirken. Bandaufnahmen des Duos sind inzwischen bei der Ariola in München gelandet und dort beauftragt man den Produzenten Franz Schmidt-Norden, sich die beiden mal anzuschauen.

Schmidt-Norden ist überzeugt, dass Klaus & Wolfram gute Chancen auf dem Schlagermarkt haben. Die Ariola nimmt sie deshalb gleich unter Vertrag.

Bei der ersten Single, die Ende 1961 produziert wird, lehnt man sich ziemlich eng an den Stil der "Blue Diamonds" an. "Bye Bye Blondie" entpuppt sich als modisch aufgepeppte Version von "My Blue Heaven". Dem NDR-Musikredakteur Sigmar Börner gefällt die Aufnahme so gut, dass er Klaus & Wolfram sofort für "Musik aus Studio B" engagiert.

Die Sendung wird wie üblich aufgezeichnet und soll am Montag, den 19.2.62 ausgestrahlt werden. Doch wegen der verheerenden Flutkatastrophe, die zwei Tage vorher über Hamburg hereinbricht, ändert man das Programm und "Studio B" fällt aus. Die Show wird dann schließlich am Donnerstag im Vormittagsprogramm, das nur über bestimmte Sender empfangen werden kann, gezeigt und läuft somit mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Pech für Klaus & Wolfram, denn dieser Fernsehauftritt hätte den Plattenumsatz mit Sicherheit kräftig angekurbelt und ihnen somit zu einem guten Start im Schlagergeschäft verholfen.

Auf der Suche nach einem passenden Nachfolgetitel stößt Produzent Schmidt-Norden auf die Instrumentalnummer "Gringo Guitar", mit der die "Gringos" im Frühsommer 1962 einen Hitparadenerfolg landen. Aber dieser Titel wird bereits von dem deutsch-amerikanischen Trio "Die Nordwinds" in einer Vokalversion herausgebracht. Auf der Rückseite von "Gringo Guitar" befindet sich jedoch mit "Bandido" ebenfalls ein instrumentales Stück, das absolut hitverdächtig klingt. Also lässt sich Schlagerdichter Heinz Hellmer einen Text dazu einfallen und wenig später stehen Klaus & Wolfram erneut im Plattenstudio.

Mit "Bandido" schaffen sie im September 1962 den Sprung in die Bestsellerlisten. Die Aufnahme steigt bis auf Platz 18. Mehr als 50.000 Platten werden davon verkauft.

Trotz dieses Erfolgs bleibt die Zusammenarbeit als Duo für Klaus & Wolfram nur ein Hobby. Klaus ist nach wie vor mit seiner Band unterwegs und Wolfram geht weiterhin seinem Beruf nach. Unter diesen Bedingungen bleibt den beiden natürlich wenig Zeit für gemeinsame Auftritte und es gestaltet sich jedes Mal als etwas schwierig, wenn neue Titel einstudiert werden müssen. Zum Glück sind die zwei stimmlich so gut aufeinander eingespielt, dass die Aufnahmen im Studio meist auf Anhieb klappen.

Das Jahr 1964 steht ganz im Zeichen der Olympischen Spiele, die diesmal in Tokio stattfinden. Auch die Schlagermacher lassen sich dadurch inspirieren, denn es werden zahlreiche Titel mit fernöstlichem Flair auf den Markt geworfen. Klaus & Wolfram versuchen ebenfalls auf dieser Welle mitzuschwimmen. Bei "Tea Time in Tokio", einer Komposition von Helmut Zacharias, singen die beiden nicht wie gewohnt zweistimmig, sondern unisono. Einen Hit können sie damit allerdings nicht verbuchen und nach insgesamt 6 Singles ist dies auch schon das Ende ihrer Plattenkarriere.

Klaus Pollak macht zunächst mit seiner Band weiter, als er dann aber später heiratet, gibt er das unstete Leben als Berufsmusiker auf. Dennoch spielt Musik auch weiterhin eine wichtige Rolle in seinem Leben. Unter dem Pseudonym "Peter Norman" macht er zahlreiche Produktionen für Radio Bremen. Später tritt er mehrfach als Solist beim "Hafenkonzert" auf, diesmal wieder als Klaus Pollak. Seit über dreißig Jahren arbeitet er bei einer Zeitung, wo er als Vertriebsleiter begann. Irgendwann übernahm er den Bereich "Leser-Reisen", wodurch sich ihm zeitweise auch die Möglichkeit bot, auf Kreuzfahrtschiffen als Entertainer aufzutreten.

Wolfram Assmann wechselte nach seiner Schlagerzeit zur Klassik. Später heiratete er eine bekannte Opernsängerin und wurde ihr Manager. Er soll sich in der Schweiz niedergelassen haben. Näheres war über ihn nicht in Erfahrung zu bringen.