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(Februar 2000)

Willy Millowitsch

Die Bühne war sein Zuhause

von Andreas Köhne

Diese Nachricht stimmte wohl nicht nur Rheinländer traurig: Willy Millowitsch ist tot! Im Alter von 90 Jahren war der beliebte Volksschauspieler und Sänger in einem Kölner Krankenhaus gestorben.

Willy Millowitsch

Am 08. Januar 1909 in eine alteingesessene Puppen- und Schauspielerfamilie hineingeboren, lernte er dieses Handwerk sozusagen von der Pike auf. Schon früh in den Theaterbetrieb eingebunden, spielte er jedoch vorerst nur kleine Rollen. Erst als sein Vater vor einer Aufführung des Stückes "Das Ekel" über Nackenschmerzen klagte, kam er zu seiner ersten Hauptrolle. Dank der Überredungskunst seiner Mutter durfte er vom zweiten Akt an für den Vater einspringen und erntete trotz Lampenfiebers viel Lob.

Willy Millowitsch war damals 29 Jahre alt und dieser Auftritt war der Beginn einer langen Karriere. Die auf dem Programm stehenden Schwänke sicherten auch in schweren Zeiten das Überleben der Millowitsch-Truppe. Sogar während des Zweiten Weltkrieges führten sie ihre Stücke auf, diesmal als Fronttheater vor Soldaten.

Der Krieg verschonte auch das 1936 eröffnete Theater nicht, doch hielten sich die Schäden glücklicherweise in Grenzen, so dass bereits im Herbst 1945 der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden konnte. Der Vater war inzwischen verstorben und die Leitung somit auf Willy Millowitsch übergegangen.

Im Jahre 1946 heiratete er seine Gerda. Aus dieser Ehe gingen die vier Kinder Katarina, Peter, Susanne und Mariele hervor.

Der in den 50er Jahren einsetzende Siegeszug des Fernsehens eröffnete neue Perspektiven. Die Direktübertragung des Schwanks "Der Etappenhase" im Sommer 1953 kam derart gut an, dass das Millowitsch-Theater für lange Zeit immer wieder auf den Bildschirmen zu sehen war.

Zu Beginn der 60er Jahre meldete sich auch der Film bei ihm. Nach den Operettenverfilmungen "Die Fledermaus" und "Der Zigeunerbaron" war er, seinem Image entsprechend, überwiegend in Klamaukfilmen dabei. Auch auf diesem Gebiet sprach er ein breites Publikum an.

Willy Millowitsch 2

Selbst als Sänger konnte man Willy Millowitsch erleben. Weil schon sein Vater eine gute Stimme besaß, kam ein Produzent auf die Idee, eine Schallplatte herauszubringen.

Die anfängliche Skepsis Willy Millowitschs legte sich aber mit der Zeit. Das sollte sich auszahlen: 1960 kam "Schnaps, das war sein letztes Wort" auf den Markt und wurde zu einem Volltreffer. Bis auf Platz 5 kletterte der Titel in den Charts. Weitere Schallplatten folgten und die guten Verkaufszahlen bewiesen auch in den nächsten Jahren seine Popularität.

Während der 80er Jahre drehte die ARD mit ihm eine Reibe von Kriminalfilmen, in denen er als "Kommissar Klefisch" zu sehen war. Die annehmbaren Einschaltquoten sorgten bis 1996 für eine Fortsetzung des Projektes. Erst dann zwangen ihn gesundheitliche Probleme zur endgültigen Aufgabe.

Anläßlich seines 80. Geburtstages ernannte ihn die Stadt Köln zu ihrem Ehrenbürger. In den Folgejahren ließ seine Gesundheit nach, weshalb er die Leitung des Theaters seinem Sohn Peter übergab. Dennoch stand er, dem inzwischen sogar ein Denkmal errichtet worden war, noch bis 1995 selbst auf der Bühne.

Sein 90. Geburtstag war der Anlaß zu der Fernsehshow "Ne Kölsche Jung weed 90", in welcher viele bekannte Künstler, einige davon aus der Kölner Musikszene, mitwirkten. Parallel dazu entstand eine CD.

Vor wenigen Wochen wurde Willy Millowitsch mit Kreislaufbeschwerden ins Krankenhaus eingeliefert. Seine Familie war bei ihm, als sein Herz am frühen Morgen des 20. September 1999 zu schlagen aufhörte. In den Herzen seiner Fans, seinen Filmen und Schlagern wird er wohl noch lange weiterleben.