66/61-67
(März 2001)
Bernd Apitz
Der Mondschein brachte ihm Glück
Die meisten Schlagerstars werden irgendwann und irgendwie von irgendwem "entdeckt". Bernd Apitz nahm die Sache selbst in die Hand und schickte Mitte der 60er Jahre Demo-Bänder mit eigenen Kompositionen und Texten an diverse Schallplattenfirmen. Die Hamburger Telefunken zeigte sich auf Anhieb interessiert und nahm ihn unter Ver- trag. 1966 erschien seine erste Single "Oh Gigi", eine Coverversion des Tommy-Roe-Hits "Sweet Pea". Wie man auf dem Etikett nachlesen kann, wurde dieser Titel mit dem Orchester Ladi Geisler eingespielt.
Der junge Nachwuchssänger - am 18.9.1943 in Dresden geboren - der eine Ausbildung als Industriekaufmann absolviert hat, bringt noch im selben Jahr eine weitere Platte auf den Markt. Wieder schickt man ihn mit der deutschen Fassung eines internationalen Hits ins Rennen, denn die Vorlage für "Baby, du kommst viel zu spät" lieferte der Titel "Out Of Time", mit dem Chris Farlowe die Spitzenposition der britischen Charts erklimmen konnte. Die B-Seite "Regen" hat Ralph Siegel jr. komponiert, der damals selbst noch kleine Brötchen backt und gerade versucht, sich als Sänger und Schlagerschreiber einen Namen zu machen.
Da beide Singles zwar Beachtung fanden, aber letztlich nicht den erwarteten Erfolg bringen, setzt die Telefunken keine großen Hoffnungen mehr in den Interpreten und Bernd Apitz wechselt zu " Golden 12", wo er in Ralf Arnie und Reinhard Streit Reinhard Streit Produzenten findet, die fest an ihn und seinen Erfolg glauben und sich voll dafür einsetzen, die richtigen Voraussetzungen dafür zu schaffen.
Gleich für seine Einstands-Single zieht man einen Song der Hitautoren Joachim Heider & Michael Holm an Land. Mit "Alle Mädchen" ist Bernd Apitz gleich in mehreren Rundfunkhitparaden vertreten. Besonders gute Platzierungen erreicht er im Schlagerderby" des Deutschlandfunks.
Mit der nächsten Platte schafft er dann auch den Sprung ins Fernsehen. Während er den A-Titel "Man kann nicht alle Mädchen küssen" in der "NDR-Schaubude" präsentieren kann, stellt er die Rückseite "Wenn alle dich verlassen" in der vor allem bei den jüngeren Leuten beliebten ZDF-Pop-Show "4-3-2-1 Hot and Sweet" vor, aus der später die von Ilja Richter moderierte "Disco" wird.
Schritt für Schritt singt sich der Newcomer nach vorn. Das Team Munro/Arnie bastelt ihm 1969 einen Schlager, der nicht nur ins Ohr geht, sondern sich auch durch seine einprägsame Titelzeile Aufmerksamkeit verschafft: "Der Mondschein schien schon schön". Ein Auftritt in der ZDF-Hitparade lässt die Umsatzzahlen sprunghaft ansteigen. Zum ersten Mal kann sich Bernd Apitz in den Verkaufscharts platzieren. Das hilft seiner Popularität mächtig auf die Sprünge und die nächsten Aufnahmen laufen wie von selbst.
1970 gehört er mit "Deine himmelblauen Augen" wieder zu den Neuvorstellungen in der ZDF-Hitparade und kann so seine Position in der deutschen Showszene weiter festigen.
Ein Jahr später erscheint dann eine Single, auf der Bernd Apitz nicht als Solo-Interpret, sondern als Duett-Partner von Gaby Berger zu hören ist. Als "Gaby & Bernd" veröffentlichen sie den Titel "Did You Ever" - im Original von Nancy Sinatra & Lee Hazlewood gesungen - in einer deutschen Version.
Der musikalische Flirt nach Noten hat folgenden Hintergrund: Die beiden Jungstars des Deutschen Schlagers hatten sich bei einer Veranstaltung kennengelernt, und aus anfänglicher Sympathie wurde ganz schnell die große Liebe. Die Verlobung folgte auf dem Fuße und als sich die Möglichkeit einer gemeinsamen Single bot, waren beide natürlich Feuer und Flamme. Weitere Projekte als Duo folgten allerdings nicht mehr, und nach einiger Zeit gingen sie auch privat wieder getrennte Wege.
Obwohl "Golden 12" 1972 mit den Windows und "How do you do" einen Nummer-1-Hit in Deutschland hat, verschwindet das Label bald darauf vom Markt. Die folgenden Singles von Bernd Apitz, die bei ‘Hansa" erscheinen, können zwar gute Funkeinsätze verbuchen, gehen aber am Publikumsgeschmack vorbei. Auch Versuche bei anderen Plattenfirmen bringen den einstigen Erfolg nicht zurück.
Durch seine zahlreichen Live-Auftritte hat sich Bernd Apitz mittlerweile aber einen guten Namen im Gala-Geschäft gemacht und so kann er sich auch ohne Plattenhits in der Showbranche behaupten. Er tritt im In- und Ausland auf, in kleinen und in großen Hallen. Nicht nur als Sänger, sondern bald auch als Conférencier.
Ende der 70er Jahre gastiert er häufig in den USA und ist mit seiner Show vor allem in Kalifornien unterwegs. Da sein Publikum nicht nur aus deutschstämmigen Amerikanern besteht, kommt er dem immer wieder geäußerten Wunsch nach, eine Platte in englischer Sprache aufzunehmen.
Den Fans hierzulande wird diese Single mehr oder weniger vorenthalten, da die Rundfunkanstalten nicht mitspielen.
Heute ist Bernd Apitz Inhaber seines eigenen Labels "Avance Records" und vertreibt seine aktuellen Produktionen selbst. Mit einem umfangreichen Repertoire tingelt er immer noch durch die Lande. Neben seinen deutschen Hits hat er auch internationale Songs im Programm, darunter Titel von Neil Diamond, John Denver oder Elvis Presley. Besonders erfolgreich ist er mit Liedern des Frauenschwarms Engelbert. Dem sieht er nämlich verdammt ähnlich.