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(September 1999)
Liane Covi
Nur der Hit fehlte
Die Schweizerin Liane Covi veröffentlichte zwischen 1962 und 1972 17 Singles. Die ersten erschienen unter dem Namen "Liane". Ab 1966 trat sie als Liane Covi in Erscheinung. "Zu jung" heißt ihr größter Erfolg, der sich in der Hitparade von Radio Luxemburg in den Top Ten platzierte. 1974 heiratete sie einen renommierten Schweizer Augenarzt und zog sich von der Bühne zurück.
Eliane Jacqueline Maria Haus kam am 10. November 1947 in Uster / Zürich zur Welt. Sie schwärmte in ihrer Jugend für die Teeny-Stars jener Zeit, für Jan und Kjeld, Conny oder Connie Francis. Als Dreizehnjährige gewann sie, zusammen mit einer Schulfreundin, einen lokalen Talentwettbewerb. Es folgte eine Tournee mit dem Orchester Teddy Kunz.
Zwei Jahre später durfte sie an einem Nachwuchsfestival in München teilnehmen. Auch hier verließ sie die Bühne als Siegerin. Daraufhin nahm sie der bekannte Produzent Karl Bette unter Vertrag. Er gab ihr den Künstlernamen Liane und veröffentlichte mit ihr auf Vogue in den Jahren 1962/63 zwei Singles. Die erste Platte ist angelehnt an den Sound von Jan und Kjeld. Weil die Produktionen des Teenagers nicht den gewünschten Erfolg brachten, hatte Vogue kein Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit der Schweizerin.
Anfang 1964 brachte das Schweizer Label Elite Special eine Single mit Liane heraus. Auf dieser Platte ist die Künstlerin zu hören mit ihrem ersten Förderer, mit Teddy Kunz und seinem Orchester.
Im gleichen Jahr holte sie Rolf Arland zu Polydor. Er hatte schon für Liane Titel geschrieben, als sie noch bei Vogue unter Vertrag gestanden hatte. Bei Polydor wurde sie von Hans Bertram produziert. Die ersten beiden Singles erschienen unter dem Namen Liane. Die Künstlerin sagte in einem Gespräch, man habe aus ihr eine "zweite Conny" machen wollen. Die beiden Singles floppten.
Neuanfang als Liane Covi
Die Polydor wagte danach mit der Sängerin einen Neuanfang. Man verpasste Liane den Nachnamen Covi. "Zu jung" hieß die erste Nummer, die unter dem Namen Liane Covi veröffentlicht wurde. Sie erschien im Jahre 1966 und platzierte sich auf Anhieb hoch in der Hitparade von Radio Luxemburg. Der knapp 18jährigen Handelsschülerin schien der Durchbruch zu gelingen.
Unfall wirft Liane Covi zurück
Auf der Fahrt zu einem Fernsehauftritt passierte es: Das Auto ihres Vaters wurde von einem entgegenkommenden Fahrzeug gerammt. Die Karriere, die so hoffnungsvoll begonnen hatte, war wegen einer komplizierten Knieverletzung für Monate unterbrochen. Immerhin durfte sie im April 1966 mit Willy Millowitsch ins Studio und mit ihm vier Lieder im Duett singen. Die Nummern finden sich auf einer Langspielplatte von Willy Millowitsch, die beliebte Evergreens enthält. Im Sommer stand Liane Covi wieder im Studio und nahm die Single "Mein Herz hat einen Knacks" auf. Hier lernte sie Jack White kennen, der als Backgroundsänger auf der Scheibe mitsingt.
Als Heinz Gietz 1966 seine Schallplattenfirma "Cornet" eröffnete, unterschrieben viele Künstler, die mit ihm gearbeitet hatten, bei der neuen Firma einen Plattenvertrag. Zu ihnen gehörte auch Liane Covi.
Sie brachte auf Cornet zwischen 1967 und 1969 drei Singles heraus, denen nur eines gemeinsam war: Ihr fehlender Erfolg. Dies, obwohl die Produzenten sie die Haare blond färben ließen und sie auf sexy positionierten.
Jack White als letzter Produzent
Mittlerweile hatte sich Jack White als Produzent versucht. Er erinnerte sich an die attraktive Schweizerin: White nahm mit ihr zwischen 1969 und 1972 für Decca sechs Singles auf. Am erfolgreichsten war die Nummer "Simsalabim". Am bekanntesten jedoch ist der Titel "Wo die Sonne scheint". Der Schlager wurde in der Version von Tina York zum Erfolg.
Als sich ab Ende 1971 Lena Valaitis zur Hitsängerin entwickelte, trennte sich White von Liane Covi. Sie heiratete 1974 den renommierten Schweizer Augenarzt. Kurze Zeit später zog sich Liane Covi von der Bühne zurück. Sie lebt heute in St. Gallen.
Liane Covi, die sich heute bürgerlich Jacqueline -nach ihrem zweiten Vornamen- Vogelsanger nennt, sagte im Gespräch, dass sie zu wenig "Ellbogen besessen hätte", um erfolgreich im Schaugeschäft zu bestehen. "Der größte Fehler war wohl der, dass die Produzenten meine Titel in der Machart immer an einen bekannten Interpreten anlehnten. Ich habe keine Stimme mit besonderer Eigenart. Meine Stimme hat sich für alles geeignet.
Mag sein, dass Mangel an Eigenart und Ehrgeiz, die große Karriere verhinderten. Eine weitere Ursache ist in der fehlenden Identifikation mit den Liedern zu orten. Das Publikum spürte instinktiv, dass sich Liane Covi ab 1967 immer weniger mit ihren Schlagern identifizieren konnte, was Liane Covi im Gespräch auch bestätigt. Ihr Ziel war das Musiktheater. Deshalb wagte sie manchen Abstecher in andere Musikgenres. Sie trat mit der Schweizer Beatband "the Savages" auf oder sie sang Stimmungslieder ein mit Willy Millowitsch. Sie nahm 1970 an einem Schweizer Schlagerwettbewerb der Schifffahrts-Gesellschaft des Vierwaldstättersees teil und 1972 mit "C'est la vie" an der Vorausscheidung für den Grand Eurovision de la Chanson.
Liane Covis Werdegang ist untypisch für eine Schweizerin: Sie setzte schon während der Schule voll auf die Karte Showbusiness. Statt einer Lehre besuchte sie Gesangs- und Tanzstunden. Sie startete ihre Karriere mit 15 Jahren als singendes Schulmädchen und entwickelte sich zum süßen Twen. Sie arbeitete mit den besten Produzenten: Karl Bette, Rainer Bertram oder Jack White. Sie hatte eine gute Stimme, und sie war hübsch. Sie machte 17 Platten, sie trat in den großen TV-Sendungen auf. Das einzige, was ihr fehlte zur ganz großen Karriere, war ein Hit.