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(Juni 2002)

Daniela

Ein Mädchen mit vielen Talenten

von Walter Hilbrecht

Sie erhielt die "Goldene Europa" des Saarländischen Rundfunks als beste Nachwuchssängerin 1971. Die begehrte Schlagertrophäe war in den vorangegangenen Jahren an Alexandra, Katja Ebstein und Marianne Rosenberg verliehen worden. Interpretinnen, deren Namen heute - nach mehr als dreißig Jahren immer noch ein Begriff sind. Daniela geriet dagegen in Vergessenheit, was aber nicht weiter verwunderlich ist, denn sie zog 1973/74 einen endgültigen Schlussstrich unter ihre Gesangskarriere.

Daniela

Danica Daniela Milatovic - der Name verrät ihre jugoslawische Herkunft - wurde am 13.12.1949 in Icking bei München geboren. Ihre Eltern stammten aus Montenegro. Der Vater war Dozent für Theologie und Philosophie, die Mutter Journalistin.

Bereits mit 7 Jahren nimmt Daniela Klavierstunden und Gitarrenunterricht. Außerdem besucht sie eine Ballettschule. 1959 hat sie ihren ersten öffentlichen Auftritt als Sängerin bei einem Amateurwettbewerb in Velden am Wörthersee. Dadurch kommt es zu einer Plattenaufnahme bei einer kleinen Münchener Produktionsgesellschaft.

Zwei Jahre später gewinnt sie beim Jugendwettbewerb eines namhaften Pianohauses den zweiten Preis im Klavierspielen und gibt anschließend öffentliche Konzerte. Sogar Rundfunk und Fernsehen interessieren sich bald für das vielversprechende Nachwuchstalent.

Eher zufällig kommt sie an kleine Rollen beim Film und findet Gefallen an der Schauspielerei. So sieht man sie 1963 in der großen TV-Produktion "Robinson soll nicht sterben", die der bekannte Regisseur Franz Josef Wild für den BR inszeniert. Hier spielt sie die Rolle der "Maud", die 1956 in der Leinwandfassung von der jungen Romy Schneider verkörpert wurde. Weitere Angebote muss Daniela jedoch ablehnen, denn die Schule geht vor.

Mit 15 Jahren beteiligt sie sich an einem Nachwuchswettbewerb und kommt dadurch zu einem Plattenvertrag bei Philips. Im Herbst 1965 erscheint dort ihre erste Single "Denk noch mal darüber nach", die sie auch gleich in der ZDF-Drehscheibe präsentieren darf.

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In ihrer Freizeit beginnt Daniela zu komponieren und zu texten. Mittlerweile kann sie auch Schlagzeug spielen und bald gründet sie eine eigene Band "The Danas", mit der sie an den Wochenenden auftritt.

Nach zwei weiteren Singles, die allerdings kein großes Aufsehen erregten, wechselt sie 1968 zur Ariola und startet dort mit einem Album, das schlicht mit ihrem Namen betitelt auf den Markt kommt. Es enthält auch ein paar Eigenkompositionen, worauf die junge Künstlerin besonders stolz ist. Die ausgekoppelte Single "Die Welt ist leer, die Welt ist grau" - im Original ein Chanson aus Frankreich - stellt sie im September 1968 in "Musik aus Studio B" vor.

Die auffallend hübsche Sängerin mit den langen braunen Haaren hat sich damit zwar den Respekt der Kritiker gesichert, doch kommerziell gesehen erfüllen sich die Erwartungen der Firma nicht. Die Zusammenarbeit mit dem Hitschreiber Hans Blum soll Abhilfe schaffen. Dieser ist von Danielas großer Begabung und vor allem von ihrer herbschönen Stimme, in der ein Hauch von Melancholie mitschwingt, beeindruckt. Mit dem Flower-Power-Song "Da wo die Blumen blühn" versetzt er ihrer Karriere einen kleinen Schub in Richtung Erfolg.

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Die Teilnahme am "Deutschen Schlagerwettbewerb 1969" in Wiesbaden bietet Daniela die Chance, einen weiteren Schritt nach vorn zu kommen. Allerdings tritt sie mit einem wenig inspiriert klingendem Durchschnittsliedchen an. Zudem ist sie ein bisschen aufgeregt, was man ihr auch anmerkt. Als dann das Endergebnis feststeht, muss sie sich damit abfinden, dass sie auf dem hintersten Rang gelandet ist. Eine ziemliche Enttäuschung für die junge Sängerin. Es mag sie damals vielleicht ein wenig getröstet haben, dass ihre bereits arrivierte Kollegin Mary Roos nur 2 Punkte RCA mehr bekam und sich mit dem vorletzten Platz zufriedengeben musste.

Mehr als ein Jahr lang hört man plattenmäßig nichts Neues von Daniela. Sie hat während dieser Zeit ihr Abitur gemacht und studiert nun Medizin. Die Karriere liegt erst mal auf Eis.

1971 taucht sie dann wieder auf. Inzwischen hat sie einen neuen Vertrag in der Tasche. Neu ist auch ihr Outfit: Die langen Haare sind etwas gekürzt und modisch frisiert. Dazu trägt sie flippige Klamotten, vorzugsweise knappe Hot Pants, die gerade voll im Trend liegen und ihr obendrein außerordentlich gut stehen.

So präsentiert sie sich auch im Mai 1971 zum ersten Mal in der ZDF-Hitparade. Ralph Siegel jr. schrieb für sie den Pop-Song "Im Jahre 2002", der modern arrangiert ist und einen eingängigen Refrain besitzt. Mit diesem Auftritt verschafft sich Daniela endlich Aufmerksamkeit beim Schlagerpublikum. Zwar ist die Platte noch nicht das ganz große Ding, doch die Verkaufszahlen sind schon recht beachtlich.

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Ein noch größerer Wurf gelingt ihr mit dem Follow-up "Ich bin nicht gern allein". Produzentin Sigrid Volkmann hat wieder bei Ralph Siegel maßschneidern lassen. Ein erneuter Auftritt in der ZDF-Hitparade sorgt dafür, dass der Titel sogar den Sprung in die Charts schafft.

Von nun an geht es Schlag auf Schlag. Daniela wird für die große "Hitparaden-Tournee" mit Dieter Thomas Heck engagiert. Der BR dreht mit ihr ein 45-minütiges Fernsehporträt mit dem Titel "Begegnung mit Daniela". Und sie wird, wie anfangs schon erwähnt, mit der "Goldenen Europa" ausgezeichnet.

Für Daniela, die trotz des Erfolgs ihr Studium nicht unterbrechen möchte, bedeutet das harte Arbeit.

Völlig unerwartet gibt es dann einen Karriereknick. Die nächsten Singles laufen nur mäßig und seitens der Firma erhält die Interpretin kaum Unterstützung. Dort ist man sich des künstlerischen Potentials, das in ihr steckt, scheinbar gar nicht bewusst. Daniela wechselt zur RCA, wo sie 1973 zwei Singles und eine Langspielplatte herausbringt. Produzent ist Peter Orloff. Äußerlich hat sich die Sängerin in die Daniela von einst zurück verwandelt. Die Haare trägt sie nun wieder lang, auf modisches Styling verzichtet sie und bei den Songs setzt sie auf Romantik und Gefühl.

Für Daniela ist es eine Art Neuanfang, von dem sie sich einiges erhofft. Als der Erfolg ausbleibt, ist sie um ein paar Illusionen ärmer. Obwohl die RCA die Zusammenarbeit fortsetzen will, entschließt sie sich, die Gesangskarriere aufzugeben. Jetzt zahlt es sich aus, dass sie die Doppelbelastung ‘Karriere & Studium auf sich genommen hat, denn der Wechsel vom Schlager zur Medizin vollzieht sich fast übergangslos und schon bald ist sie eine anerkannte Ärztin, die ihren verantwortungsvollen Beruf sehr ernst nimmt.