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(März 2001)

Bobby Franco: Der vergessene Hitsänger

von Wälz Studer

"Mandolinen und Mondschein" hieß der Hit von Bobby Franco im Jahre 1959. Mit dieser Nummer finanzierte er seine Schauspielausbildung. Den Erfolg von "Mandolinen und Mondschein" konnte Bobby Franco in den folgenden fünf Jahren nicht wiederholen. Als seine Managerin Ada Tschechowa bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, brach die Karriere endgültig ab. Heute ist Bob Franco - wie er sich seit 1963 nennt- als freier Schauspieler tätig.

Bobby Franco

Bobby Franco ist einer jener vielen deutschen Künstler, dem historische Ungerechtigkeit widerfährt. Im März 1959 wurde seine Single "Mondschein und Gitarren" zuerst und mit Sternchen im "Automatenmarkt", der damals führenden Musikfachzeitschrift auf Platz sechs geführt. Mit Sternchen wurde noch die Version von Peter Alexander genannt. Sternchen bedeutet, eine Single gehört zu den bestverkauften. Noch im Februar waren gerade zwei deutsche Versionen, nämlich die von Bobby Franco und jene von Peter Alexander aufgelistet gewesen sowie die englische Version von Perry Como. Comos Version allerdings war nicht mit einem Sternchen versehen. Im März kam dann die Version von Willy Hagara hinzu, allerdings auch sie ohne Sternchen. Willy Hagara's Version erhielt erst im Sommer das begehrte Sternchen. Im Sommer wurden als zusätzliche Interpreten auch Rudi Kreuzberger und Gerd Fitz genannt.

In der einzigen Hitparaden-Statistik Deutschlands taucht indes Bobby Francos Name nicht auf. Grund: Bei der Auswertung der Charts wurde geschlampt! Es ist mehr als ärgerlich, daß bei den Grundlagen zur deutschen Popgeschichte immer wieder unsägliche Schludrigkeiten begangen werden, die die Wiedergabe der historischen Daten verfälschen oder unsäglich mühsam machen.

Bobby Franco also ist ein solches Opfer einer Schlamperei bei den Grundlagenwerken zur deutschen Popgeschichte. Er hat im Jahre 1959 über Monate mit dem Titel "Mandolinen im Mondschein" vordere Plätze in den deutschen Hitparaden belegt. Nur wird das heute nicht mehr so wiedergegeben. Halten wir fest: Bobby Franco war mit "Mandolinen im Mondschein" vom 1. Februar 1959 bis zum 10. Juli in den deutschen Charts vertreten. Höchste Klassierung war am 1. März ein sechster Platz.

Im Interview mit dem Schweizer Radiosender Radio Munot sagt Franco, mit dem Geld von "Mondschein und Gitarre" habe er seine ganze Schauspielausbildung bezahlen können. Bobby Franco hat insgesamt zehn Singles und eine Langspielplatte herausgebracht.

Hit im zweiten Anlauf

Bobby Franco 2

Bobby Franco kam als Klaus Honsel am 30.März 1937 in Bielefeld zur Welt. Er wuchs in einem bürgerlichen Elternhaus auf. Als Schüler wirkte er ab 1945 im Bielefelder Kinderchor mit. Der Chor veröffentliche auch einige Singles, auf denen Klaus Honsel zu hören ist. Nach der Schule absolvierte er eine Lehre als Grafiker. Parallel dazu sang er in einem Kirchenchor und im Bühnenchor des Bielefelder Theaters mit. Außerdem machte er an diversen Nachwuchswettbewerben mit. So am 5. Dezember 1958 in Peter Frankenfelds Nachwuchssendung "toi-toi-toi" des deutschen Fernsehens. Nach der Sendung bot ihm die Decca -so mindestens geht die Sageunverzüglich einen Plattenvertrag an und verpaßte ihm den Künstlernamen Bobby Franco. Noch im gleichen Jahr sang er in Frankfurt, wo auch die anderen Nummern entstanden, die Nummer "Torremolinos" ein. Zum Jahreswechsel 58/59 setzte Decca auf die Nummer "Cimarron (Roll on)", mit der Billy Vaughn in Europa (Charts-Notierung in Deutschland und Österreich) die Hitparaden anpeilte. Francos Produzent war zu jener Zeit Heinz Woezl, ein Mann der vorher auch als Sänger tätig gewesen war. Woezl brachte die Single "Cimarron" erst mit "Antonia" auf der Umseite heraus. Kurze Zeit später ersetzte Woezl "Antonia" durch "Mandolinen und Mondschein". Dadurch war Franco praktisch als erster deutscher Sänger mit einer Nachzieherproduktion von Perry Comos "Mandolins in the Moonlight" auf dem Markt. Dank dem zeitlichen Vorsprung sicherte Woezl sei- nem Schützling den einzigen Hit der Karriere. Bei Decca erschienen bis Ende der 50er Jahre fünf Singles. Als letzte Single produ- zierte Woezl mit Bobby Franco eine Duettplatte mit der in Schweden erfolgreichen holländischen Sängerin Ria Solar.

Deutsche Version von "Only the Lonely"

Ab 1961 war Bobby Franco bei Telefunken unter Vertrag. Hier wurde er von Mal Sandock produziert. Als erstes durfte Franco die deutsche Version von Roy Orbisons "Only the Lonely" aufnehmen. In der deutschen Fassung hieß sie "Noch bist du einsam". Der Titel floppte. Genauso wie die zwei weiteren Telefunken-Singles. Die Plattenkarriere schloß Bobby Franco bei Philips ab. Hier nannte er sich nun Bob Franco. Diesen Namen hat er auch für die anschließende Karriere als Schauspieler beibehalten.

Die Karriere des Bobby Franco lenkte als Managerin Ada Tschechowa. Als sie zu Beginn der 60er Jahre bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, geriet die Sangeskarriere ebenfalls ins Trudeln. Die Tschechowa hatte Franco zahlreiche Auftritte in wichtigen TV-Sendungen verschafft. Sie hatte ihn auch als Schauspieler im Film "Auf Wiedersehn am blauen Meer" untergebracht, wo Skistar Tony Sailer eine Hauptrolle innehatte.

Im übrigen gibt es auch einen Film mit dem Titel "Mandolinen im Mondschein", worin aber weder Willy Hagara, Peter Alexander noch Bobby Franco zu sehen sind. Den Titel interpretieren Nina und Frederik.

Vom Schlager zur Operette

Bobby Franco 3

Nach dem Tod von Ada Tschechowa setzte Franco ganz auf die Karte Schauspielerei. Bereits 1959 hatte Bobby Franco Schauspielunterricht in Bielefeld und Bochum genos- sen. Ab Mitte der 60er Jahre stand er im "Schwarzwaldmädchen" auf der Bühne. Die erste Sprechrolle hatte er in München im Stück "Schloß in Schweden" inne. Die Hauptrolle spielte Harald Leipniz. Danach wechselte er ans Opernhaus nach Zürich. Dort nannte er sich übrigens Bob Franco-Honsel. Weil sich dieser Name nicht durchsetzte, ver- wendete er später wieder den ursprünglichen Künstlernamen Bob Franco.

Nach seiner Zeit in Zürich tritt Bob Franco regelmäßig in Operetten, Theaterstücken und in Kabaretts auf. In den 70er Jahren war er längere Zeit Mitglied des Kabaretts "Kom- mödchen" in Düsseldorf. Seit den 80er Jah- ren ist Franco als freier Schauspieler bei ver- schiedenen Theaterhäusern unter Vertrag. Vorwiegend spielt er in Operetten mit.

Franco trat mit den Größen des Faches wie Marika Rökk oder Johannes Heesters auf. Mit Johannes Heesters wirkte er auch bei der Plattenproduktion von "Gigi" mit. In der Operette "Gigi" spielte Franco die Rolle des Gaston Lachaille. In den Hauptrollen sind Johannes Heesters, Christiane Rücker oder Heli Finkenzeller zu hören.

Quereinsteiger ins Operettenfach

Bob Franco hat als einer der wenigen Schlagersänger als Quereinsteiger den Sprung ins Operettenfach geschafft. Im Normalfall ge- lingt der Schritt auf die Bühne der Theater nur klassisch ausgebildeten Sängern. Daß Bob Franco diesen Schritt geschafft hat, sagt einiges über die Qualität der Stimme Francos aus. Die Presse schrieb 1960: "... Franco hat nicht nur Talent, er besitzt den nötigen Fleiß und die Ausdauer, ständig an sich zu arbeiten."