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(Dezember 1997)

Schon ihr Name klingt wie Musik:

Angelina Monti - Die Show-Lady

von Walter Hilbrecht

Dass man auch ohne große Plattenerfolge eine langandauernde und beständige Karriere im Showgeschäft machen kann, hat die am 22.8.1936 in Rimini an der Adriaküste geborene Angelina Monti bewiesen. Im Gegensatz zu manch anderen Interpreten, die zwar einen Hit landen konnten, sich dann aber als Eintagsfliegen entpuppten, ist sie auch heute noch als Sängerin gefragt und ein Ende ihrer künstlerischen Laufbahn ist momentan noch nicht in Sicht.

Angelina Monti

Das musikalische Talent wurde ihr sozusagen in die Wiege gelegt, denn ihr Vater war Geiger in einem großen Orchester und trat innerhalb des Bühnenprogramms mit einer Percussion-Performance auch als Solist auf. Dieses Orchester genoss eine enorme Popularität, die bald über die italienischen Landesgrenzen hinausging. Folglich kamen immer häufiger Angebote aus dem benachbarten Ausland und so standen schließlich Tourneen quer durch Europa auf dem Programm.

Um nun nicht ständig von seiner Familie getrennt zu sein, nahm Signore Monti, so oft es sich einrichten ließ, seine Frau und die Kinder mit auf diese Gastspielreisen. Töchterchen Angelina hatte nach Beendigung der Schule Gesangsunterricht erhalten und erwies sich als so begabt, dass man sie innerhalb des Showprogramms als Backgroundsängerin einsetzte. Darüber hinaus durfte sie hin und wieder auch mit kleinen solistischen Einlagen im Scheinwerferlicht stehen.

Als die Musiker Mitte der Fünfziger Jahre in Deutschland gastierten, wurde der Südfunk Stuttgart, der ein Konzert des Orchesters übertrug, auf die junge Sängerin aufmerksam und machte Aufnahmen mit ihr. Da sich dem Herrn Papa in Germania gute berufliche Möglichkeiten boten und ihm das ständige Herumreisen ohnehin nicht gefiel, blieb er kurzerhand mit seiner Familie hier.

Für Angelina stellte sich das als Glücksfall heraus, denn es wurden nun regelmäßig Aufnahmen mit ihr für den Rundfunk produziert und dadurch kam sie schließlich zur Schallplatte. Die Telefunken war es, die Interesse an der talentierten Künstlerin zeigte. Zu dieser Zeit feierte nämlich Caterina Valente ihre ersten großen Erfolge in Deutschland und gewisse Parallelen waren unübersehbar, denn auch sie war italienischer Abstammung und ebenfalls vom Südfunk Stuttgart gefördert worden.

So setzte man große Hoffnungen in Angelina Monti und Ende 1959 nahm sie ihre erste Single "Junge Liebe" auf, die zwar kein großer Hit war, aber doch allgemein ein positives Echo fand.

Als Heidi Brühl Anfang 1960 das Lied "Wir wollen niemals auseinandergehn" veröffentlichte, schickte die Telefunken Angelina Monti mit demselben Titel ins Rennen, denn damals war es durchaus üblich, dass erfolgsträchtige Schlager von mehreren Interpreten bei verschiedenen Firmen gleichzeitig herausgebracht wurden. In diesem Fall erwies sich jedoch Heidi Brühl ganz klar als Siegerin in der Publikumsgunst. Dafür konnte Angelina Monti anschließend mit der deutschen Version von "Among My Souvenirs" endlich einen ersten kleinen Erfolg verbuchen und auch mit "Sechzehn Gründe" lag sie bei den Schlagerfreunden richtig.

Die attraktive Italienerin, die inzwischen hervorragend deutsch sprach, arbeitete sich mit Fleiß und Ehrgeiz langsam nach vorn und schaffte auch den Sprung ins Fernsehen. Sie war in "Musik aus Studio B" dabei, trat in "Werner Müllers Schlagermagazin" auf und erlangte besonders in der Schweiz eine beachtliche Popularität, die sich in zahlreichen TV-Engagements widerspiegelte.

Doch auch bei uns hatte sie inzwischen eine treue Fangemeinde. Als die BRAVO-Leser die beliebtesten weiblichen Gesangsstars des Jahres 1962 wählten, landete sie auf Platz 21 und behauptete sich damit immerhin noch vor Bibi Johns, Lys Assia, Gaby King und Dalida.

In regelmäßigen Abständen kamen weiterhin Platten von ihr auf den Markt. Zu ihren erfolgreichsten Titeln gehörte die Werner-Scharfenberger-Komposition "Korsika". Recht passabel lief auch "Mexico Joe". Da sie aber nie auf den oberen Charts-Rängen landen konnte, verlor die Telefunken schließlich das Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit und Angelina Monti unterschrieb 1964 einen Vertrag bei der Deutschen Vogue. Doch schon nach zwei Single-Produktionen, deren Verkaufszahlen weit unter den Erwartungen blieben, wechselte sie Anfang 1965 zur Polydor. Mit dem Lied "Sie stand noch am Hafen", einer Komposition von James Last, der damals noch nicht berühmt war, lag sie allerdings nicht im Trend der Zeit, denn Seemannslieder waren längst out. Diese Erfahrung musste übrigens auch die bis dahin allseits beliebte Sängerin Lolita machen, die bei derselben Firma unter Vertrag stand. Für Angelina Monti blieb es bei dieser einen Polydor-Scheibe. Dennoch war das für sie kein Grund zum Traurig sein, denn unter mehreren Sängerinnen wurde sie kurz darauf ausgewählt, die Erkennungsmelodie der "Kommissar X"-Spielfilmserie zu singen. Der in Englisch aufgenommene Titel "I Love You, Jo Walker" wurde auch in ihrem Heimatland Italien veröffentlicht. Doch der insgeheim erhoffte Erfolg war damit immer noch nicht in Sicht und auf dem Höhepunkt der Beat-Welle erwies es sich als gar nicht so einfach für eine Schlager-Interpretin, die dem Teenager-Alter bereits entwachsen war, sich im Musikgeschäft zu behaupten. Dass Fachleute ihr immer wieder ein hohes Maß an Musikalität bescheinigten und ihr Können würdigten, half ihr da nur wenig.

Angelina Monti 2

Erst 1968 machte Angelina Monti mit einer neuen Single, diesmal bei Metronome, wieder auf sich aufmerksam. Ein Auftritt in "Studio B" sollte dazu beitragen, den Plattenverkauf anzukurbeln, doch da sie in der Show den nicht so kommerziellen Titel der Rückseite präsentierte, blieb dieser wichtige TV-Einsatz ohne große Resonanz. Eine weitere Single, vertrieben von der Ariola, erwies sich ebenfalls als Flop und so fanden sich weder ein Produzent noch eine Firma, die in Angelina Monti investieren wollten.

Obgleich sie nun ohne Plattenvertrag dastand, war das längst nicht das Ende ihrer Karriere. Als Bühnenkünstlerin hatte sie nämlich eine ganze Menge zu bieten, denn was musikalisch in ihr steckte, hatte sie auf ihren Platten ohnehin nie zeigen können. Bei Live-Auftritten ließ sie ihrem südländischen Temperament freien Lauf. Sie sang in mehreren Sprachen und bot ein vielseitiges und abwechslungsreiches Repertoire, das es ihr ermöglichte, das verwöhnte Publikum bei einem Presseball ebenso zu begeistern wie die schunkelfreudigen Zuhörer in einem Festzelt.

Auch die Fernsehunterhaltungsmacher hatten sie längst noch nicht abgeschrieben und gaben ihr immer wieder mal die Gelegenheit, sich auf dem Bildschirm zu präsentieren. So trat sie Anfang der 70er Jahre beispielsweise mit einem eigens dafür komponierten Titel in der "Haifischbar" des NDR auf. Dadurch gelang es ihr, ihre Popularität immer wieder aufzufrischen, so dass sie nie ganz in Vergessenheit geriet.

Dass die Gagen, im Vergleich zu denen der sogenannten Top-Stars, oft eher bescheiden waren, konnte ihr die Freude am Beruf nicht nehmen. Sicherlich trug dazu auch ihr italienisches Lebensgefühl bei, das sie sich immer bewahrt hatte, und von dem sie nun profitierte. Denn das Leben als "fahrende Musikantin" war mitunter recht hart und keineswegs glamourös. Ständig war sie auf Achse, von einer Veranstaltung zur nächsten, und bei den Auftritten gab es oft genug Ärger über die unzureichende Bühnentechnik oder über Kapellen, die nicht in der Lage waren, das Programm ordentlich zu begleiten.

Für Angelina Monti kam die Wende, als sie ihre ersten mehrwöchigen Engagements auf Kreuzfahrtschiffen erhielt. Ihr gefiel die Arbeit auf den Ozeanriesen. Sie kam in der Welt herum, konnte den Job zugleich mit ein paar Urlaubstagen kombinieren und nicht zuletzt entfiel die oft anstrengende Fahrt zum Auftrittsort und wieder zurück nach Hause. Stattdessen gab es einen Hauch von Luxus, eine notenfeste Begleitband und ein unproblematisches Publikum, das leicht in den Griff zu bekommen war.

So boten diese Auftritte an Bord für sie eine Menge Annehmlichkeiten und sie begann, sich auf Schiffsreisen zu spezialisieren.

Während eines Aufenthalts im Fernen Osten, knüpfte sie dort Kontakte zu einer internationalen Hotel- und Nachtclubkette. Nach einem Testkonzert, bei dem sie Publikum und Veranstalter mühelos von ihrem Können überzeugte, erhielt sie einen Vertrag, der ihr bis heute immer wieder monatelange Gastspiele in Hongkong und Singapur garantiert.

In ihrer Wohnung in Wiesbaden ist sie nur selten zu Gast und wenn, dann nur für ein paar Tage. Die nutzt sie, um mal abzuschalten und sich zu erholen. Doch nebenbei ist sie dann schon wieder damit beschäftigt, ihr Repertoire zu aktualisieren und sich neue Bühnengarderobe anfertigen zu lassen.

In Erinnerungen zu schwelgen liegt ihr nicht. Dazu bleibt auch gar keine Zeit, denn spätestens nach zwei Wochen muss sie wieder ihre Koffer packen, weil sie in der Regel über Monate im Voraus ausgebucht ist.

Auf die Frage eines Journalisten, ob ihr denn der Stress und die Hektik des Showgeschäfts nicht doch mal zu viel würden, antwortete die Sängerin lächelnd: "Die Bühne ist mein Jungbrunnen." Wenn man sie anschaut, kann man das nur bestätigen...