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(Dezember 1998)

Die Rocking Stars-Story

von Uwe Menze

1998 würden sie ihr 40jähriges Bandjubiläum feiern, hätten sie nicht im letzten Jahr ihren Abschied von der Bühne genommen. Gemeint sind die Rocking Stars, die sich gerne als die "älteste orginal-besetzte Rockband Deutschlands" bezeichnen.

Rocking Stars

Begonnen hat alles Ende 1958 im südbadischen Rastatt. Dass ein junger Mann, heute besser bekannt unter dem Namen Frank Elstner, in einer Rastatter Kneipe seinen ersten Liebeskummer ertränkte, hatte wohl nicht diese Auswirkungen, wie die Idee einer hand- voll musikbegeisterter Gymnasiasten, sich zusammenzutun, um eine Schülerband zu gründen.

Dieter Kersten, Heinz Brunner, Jürgen Lamm- er und Curt Schwab entdeckten schon sehr früh ihr musikalisches Talent. Und da zu dieser Zeit Elvis Presley und Bill Haley die Idole der Jugend waren, lag es nahe, dass sie deren Texte "abschrieben". Zu einem bereits vorhandenen Klavier kauften die Rocking Stars sich weitere Instrumente, eine Gitarre und eine Klarinette. Die ersten kleinen Auftritte hatten sie auf Parties von Freunden und Bekannten. Sie wurden von Mal zu Mal besser und am 11.11.1959 hatten sie ihren ersten öffentlichen Auftritt im "Löwensaal" in Rastatt anlässlich der Eröffnungsveranstaltung der Großen Karnevalsgesellschaft

Ende 1959 stieg als 5. Mann der Kontrabassist Bodo Przyborowski und als 6. Mann der Saxophonist Peter Drischel ein. Damit wurde die Musik der Rocking Stars noch professioneller.

Am 20.03.60 nahmen die Rocking Stars an einem Nachwuchswettbewerb der Jugendzeitschrift "hallo" in Rastatt teil und gewannen als Lokalmatadoren prompt diesen Wettbewerb. Nach mehreren Auftritten im Rahmen der "hallo"-Nachwuchstournee, welche sie mit großen Erfolg durch den gesamten süddeutschen Raum führte, bekamen sie den ersten Plattenvertrag. Auf dem "hallo"-Label wurden insgesamt vier Scheiben veröffentlicht. Am 6.9.60 nahmen sie an einem weiteren Nachwuchswettbewerb der Plattenfirma "Ariola" in Ketsch bei Heidelberg teil. In ihrer Ausgabe vom 16. September 1960 schreibt das "Badische Tagblatt":

"Unter 16, zum Teil erstklassigen Nachwuchskräften, errangen die 6 Rastatter Jungens bei der Endausscheidung in der vollbesetzten Rheinhalle in Ketsch mit weitem Vorsprung den 1.Preis, der ihnen außer einen schönen Ehrenpreis auch noch einen Schallplattenvertrag bei der Ariola einbrachte." Der Ehrenpreis blieb, den Plattenvertrag bekamen die Rocking Stars allerdings nicht...

Rocking Stars 2

In einer Zeit, als es noch keine Disco gab, waren die sogenannten "Teenagerbälle" der absolute Renner für tanzbegeisterte junge Leute, die sich beim Rock'n'Roll mal so richtig austoben wollten. Und wo immer die Rocking Stars auftraten, wenn die Erkennungsmelodie "Peter Gun" ertönte, hielt es niemand mehr auf den Stühlen. Die Petticoats wippten um die Wette und die Boys stolperten fast über ihre Schlaghosen. Ab sofort waren die Wochenenden und Feiertage verplant mit Auftritten. Es folgten Rundfunkaufnahmen beim Südwestfunk und im Dezember 1960 durften sie in dem Fernsehfilm "Modesalon Musica" unter der Regie von Klaus Überall zusammen mit Friedel Hensch, Werner Cyprys, Wyn Hoop und Ivo Robic mitwirken.

Ein weiterer Höhepunkt folgte anlässlich des fünfjährigen Bandjubiläums: Am 13.2.65 hatten sie ihre erste eigene Sendung im Deutschen Fernsehen. Nachdem die Rocking Stars acht Tage zuvor Helmut Zacharias in dessen Sendung "Ein Ständchen für Dich" begleiteten, konnten sie nun einer großen Zuschauerzahl ihr Können zeigen. Durch diesen Erfolg wurde auch die Plattenfirma CBS auf sie aufmerksam und gab ihnen einen Vertrag.

Die 1. Platte war "Tina Darling" / "Blues Stay Away From Me" Es folgten bis Juli 1966 noch drei weitere Singles und eine LP auf CBS.

In diesen Erfolgsjahren traten die Rocking Stars auch mit vielen bekannten und damals noch unbekannten Stars zusammen auf. 1964/65 war Johnny Hallyday als Soldat im südbadischen Lahr stationiert. Mit ihm als Sänger gaben die Rocking Stars einige vielumjubelte Konzerte. Auch ein Baden-Badener Jungsänger mit Namen Herbert Hitger durfte erstmals zitternd auf die Bühne und zum Mikrophon greifen. Einige Jahre später feierte der Junge als Tony Marshall in Deutschland Erfolge am Fließband als "Gute-Laune-Sänger".

Am 12.03.66 gab es einen bedeutenden Einschnitt im Bandleben der Rocking Stars: Ihr damaliger Manager Hermann Vortisch wollte die Musikalität der Gruppe noch weiter verbessern. Kurzum warf er den Gitarristen Jürgen Lammer und den Saxophonisten Jürgen Rapp aus der Band hinaus und ersetzte sie durch Gerd Koethe und Hans Lingenfelder.

Beide waren zuvor Mitglieder der im südbadischen Raum ebenfalls sehr populären "Moonlight Brothers".

Im September 1966 wurden die Rocking Stars von ihrem alten Klassenkameraden aus der Zeit am Ludwig-Wilhelm-Gymnasium zu einer Radiosendung nach Luxemburg eingeladen: Frank Elstner hatte seine Freunde nicht vergessen...

Rocking Stars 3

1966 sollte das erfolgreichste Jahr der Rocking Stars sein. Diverse TV-Sendungen, wieder mit Helmut Zacharias, und ein Auftritt in der ZDF-Sendung "Drehscheibe" folgten. Geplant war für Ende 1966 eine Deutschland-Tournee mit der Jugend-Zeitschrift "Bravo", und man hatte bereits auch eine Einladung eines brasilianischen TV-Senders in der Tasche. Doch beides kam nicht zustande. Denn noch vor den Beatles kam es bei den Rocking Stars wegen des weiblichen Geschlechts zu Streitereien und Eifersüchteleien. Für den einen oder anderen standen auch berufliche 60iger Jahre zeichnete sich ab, dass die Zeit Verpflichtungen im Vordergrund. Ende der der reinen Tanzveranstaltungen mit Live-Gruppen zu Ende ging. Alles dies führte dann 1969 zur Trennung der Rocking Stars.

Drei Mitglieder der Band blieben danach auch als Solisten und in anderen Formationen recht erfolgreich im Musikgeschäft. Gerd Koethe und Hans Lingenfelder schlossen sich zu- nächst Joy Unlimited an. Danach produzierte Gerd Koethe erfolgreich Peter Hoffmann, Mireille Mathieu und Peter Alexander und komponierte die offizielle Olympiahymne 1992. Hans Lingenfelder nannte sich Ricky King und begeisterte als "Gitarrenzauberer" Millionen Musikfreunde. Aus Peter Drischel wurde Pete Tex und mit seinem Saxophon machte auch er Millionen von Plattenkäufern glücklich.

Doch so ganz konnten sich die einzelnen Musiker nicht von ihrer Vergangenheit lossagen. Ab Mitte der 70iger bis zum endgültigen Schluss trafen sich die Musiker fast alle zwei Jahre zu sogenannten "Klassentreffen", und stellten fest, dass sie noch immer viele Fans haben. In ausverkauften Hallen feierten sie ständig ein Comeback. Am 21.06.97 aber war es in der Badener Halle in Rastatt so weit. Zusammen mit alten Weggefährten feierten die Rocking Stars einen grandiosen Abschied. Und Tony Marshall war es überlassen, zum Abschluss seinen alten Weggefährten aus den 60igern aufs innigste zu danken und das Konzert mit dem Titel "Oh Happy Day", begleitet von den Rocking Stars, zu beenden.