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(August 2004)

Randy Scott - ein klassisches One-Hit-Wonder

von Wälz Studer

Randy Scott gehört in eine Reihe mit Leuten wie Roland W. oder Gunnar Welz. 1966 schoss seine Single "Du aber schaust mich nicht an" auf Platz 1 der österreichischen Charts. Die beiden nächsten Singles floppten. Scott zog sich aus dem Schaugeschäft zurück und machte Unterhaltungsmusik mit Charly Tabor, dem ehemaligen Trompeter von Bert Kaempfert.

Randy Scott

Randy Scott ist ein Phänomen in der Geschichte der deutschen Unterhaltungsmusik. Er hat nur im Ausland Hitparadenehren erfahren. Einen solchen Erfolg können nur wenige deutsche Künstler vorweisen. Gelungen ist dies unter anderen den Sängern Jürgen Wagner (Charts-Notierung in Österreich), Rolf Bauer (Charts-Notierung in Italien), Helmut Schmidt (Charts-Notierung in Österreich) oder der Sängerin Ria Bartok (Charts-Notierung in Frankreich). Scott ragt auch in dieser exklusiven Runde aus den anderen heraus. Er ist der einzige deutsche Künstler, der im Ausland einen Nummer-Eins-Hit verbuchte, zu Hause aber verkannt blieb.

Die Karriere von Randy Scott steht im engen Zusammenhang mit jener von Horst Indra. Scott und Indra spielten in der gleichen Band, als sie 1965 von Werner Scharfenberger entdeckt wurden. Damals hatte sich die Band auf dem Platz München bereits einen guten Namen erspielt. 1961 und 1962 hatten sie je einen der wichtigen Nachwuchswettbewerbe für Rock'n'Roll-Bands gewonnen.

Indra und Scott, der am 30. Oktober 1943 als Peter Karafiat zur Welt gekommen war, hatten bereits während der Schulzeit gemeinsam musiziert. Zusammen mit Erich Seischab (Bass) und Michael Frey (Schlagzeug) traten sie anfangs der 60er Jahre als Rolling Ramblers auf. Die Amateure wären kaum in die Musikgeschichte eingegangen, hätte nicht eine befreundete Sängerin den Produzenten Werner Scharfenberger zu einem Besuch in den Probenkeller der Rolling Ramblers überreden können. Scharfenberger war damals der Mann hinter Peter Kraus und damit eine der Größen der deutschen Musikszene. "Der Scharfenberger kam zu uns in den Übungsraum, setzte sich hinten rein. Das war schon eine große Sache. Immerhin war er der Producer von Peter Kraus. Wir haben unsere Stücke gespielt, konzentriert, aber nicht nervös. Schließlich gehörten wir seinerzeit bereits zu den Lokalgrößen. Dem Scharfenberger hat's offenbar gefallen. Er lud Indra und mich daraufhin ins Studio ein." So erinnert sich Scott im Interview mit Radio Munot.

Scharfenberger nahm mit Scott und mit Indra einige Slow-Titel auf. Bei Indra schlug schon die erste Single ein. "Was hab ich falsch gemacht" erreichte im November 1965 die deutschen Charts. Scotts Debütsingle "Bye, Bye, little Girl" war im Juni 65 herausgekommen und floppte. Es schien, als ob Indra Karriere machen würde und Scott, der eigentlich der Sänger der Rolling Ramblers gewesen war, sich auf dem Plattenmarkt nicht durchsetzen könnte. Im erwähnten Interview mit Radio Munot sagte Scott: "Ich wollte lieber englische und rhythmische Titel singen. Immerhin sang ich mit der Band ja nur englisch. Deutsch singen war für mich eine gewaltige Umstellung."

Der massige Start Scotts täuschte. Die zweite Single "Du aber schaust mich nicht an", die im ersten Halbjahr 1966 auf den Markt kam, schien ebenfalls zu floppen. In Deutschland blieb die Scheibe in den Regalen liegen. Keiner glaubte mehr an den Erfolg, als Unerwartetes geschah. Im September 1966 stieg "Du aber schaust mich nicht an" in die österreichische Hitparade ein, nachdem sie in der beliebten Sendung "Autofahrer unterwegs" Airplay erhalten hatte. Die Nummer stieg hoch bis auf Platz eins. Insgesamt hielt sie sich fünf Monate in den österreichischen Charts. Trotz des Erfolgs in der Alpenrepublik schaffte das Lied in Deutschland auch jetzt den Durchbruch nicht. 1967 wurden zwei weitere Singles von Randy Scott nachgeschoben. Darunter Scotts Lieblingssong "Sieben schöne Tage", eine deutsche Version von Roger Millers "Walking in the Sunshine". Keine der Singles kam zu Hitehren. Und damit war auch die Plattenkarriere des Randy Scott zu Ende. Er konzentrierte sich voll auf seinen bürgerlichen Beruf als EDV-Spezialist und nahm einen Job bei Siemens an, wo er heute noch tätig ist.

Der Musik blieb er bis zum Jahr 2000 treu. Die Rambling Rollers traten weiterhin an den Wochenenden bei Veranstaltungen auf. Eines Tages rekrutierte sie der ehemalige Trompeter von Bert Kaempfert als Begleitband. Die Band taufte sich dann um und nahm den Namen "Charlies Band" an. 1970 ging die Gruppe auch nochmals ins Studio und produzierte unter dem Namen "Silver Spoons" die Single "Go Go Girls".

Tabor starb 1999 im Alter von 85 Jahren, was für Scott Anlass war, mit der Musik aufzuhören.

Damit hat die Karriere eines interessanten Mannes ein Ende gefunden. Seine außergewöhnliche Stellung ist in Deutschland nie zur Kenntnis genommen worden: Er war der einzige deutsche Künstler, der je im Ausland eine Nummer Eins hatte, ohne in Deutschland selbst zu charten.