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(Dezember 1998)
Regina Thoss
Auch nach der Wende ging ihre Karriere weiter:
So oder so ist die Thoss!
So oder so ist die Thoss!
Der Titel einer ihrer vielen Fernsehshows sagt eigentlich schon alles über Regina Thoss aus. Es gibt kaum eine deutsche Sängerin, die so vielseitig ist, und vor allem, die das Stimmvolumen der Thoss hat. Wer sie einmal live erlebt hat, ist begeistert von der Stimme und ihrer einzigartigen Präsentation. Auch Jürgen Brückner, memory-Mitarbeiter und Bear- Family-Produzent und "Bänderscout", war hin und weg, als er sie in Berlin erlebte.
Am 10. Juli 1946 in Zwickau im Sternzeichen des Krebses geboren, stand Regina Thoss schon mit 12 Jahren auf der Bühne. Es war ein Wettbewerb der "Freien Presse", bei dem Regina Volkslieder sang. Mit 16 Jahren wurde sie bei Heinz Quermann in der Sendung "Herzklopfen kostenlos" den Fernsehzuschauern vorgestellt ... und entdeckt. Sie sang das Chanson "La Seine".
Sie hatte damit einen Riesenerfolg und musste viele Zugaben geben. Damals hat sie Blut geleckt. Es wurde eine Band gegründet, die RIGERTOS (Regina - Gert - Tom), und man zog ein Jahr musikalisch durch das Land.
Wie Regina Thoss selbst sagt, machte ihr diese leichte Musik am meisten Spaß, wodurch natürlich die Ausbildung am Konservatorium litt, das Abi aber trotzdem 1965 geschafft wurde. Nebenher trat sie auch schon im Fernsehen auf. Im Herbst 1965 erhielt Regina Thoss eine Einladung vom Berliner Rundfunk für ihre erste Rundfunkaufnahme und im Mai 1966 machte sie ihren Berufsausweis, denn ohne diesen ging in der damaligen DDR gar nichts...
Für das internationale Schlagerfestival der Ostseeländer in Rostock wurde auch Regina Thoss nominiert. Sie übte 2 Titel ein, musste aber einen Tag vor Beginn des Festivals ein anderes Lied einstudieren. Sie probte die ganze Nacht und sang am nächsten Tag wie in Trance. Alle Interpreten warteten in den Umkleidekabinen. Einer nach dem anderen wurde aufgerufen. Nur Regina Thoss nicht. "Wahrscheinlich hat man Dich vergessen", dachte sie. Doch dann holte man sie und sie betrat die Bühne als Siegerin. "Die erste Nacht am Meer" ist auch heute, 30 Jahre danach, noch ein Hit. Als Regina Thoss den Preis gewann, war sie gerade 19 Jahre alt.
Und auch die DEFA holte sie. Gemeinsam mit Gisela May und Manfred Krug wirkte auch Regina Thoss in dem Dokumentarfilm "Chansons von der Spree" mit.
Bei Amiga machte sie ihre ersten Aufnahmen unter dem Namen REGINA. "Ich habe so geheult und immer wieder gesagt, ich habe doch so einen schönen Namen". Es half alles nichts, die Verantwortlichen blieben stur. Im Westen gab es Manuela, Dorthe, Tonia und Paola also: REGINA. Die Aufnahmen für das Plattencover waren genauso eine Tortur: Es war Hochsommer und sehr heiß. Das Makeup der jungen Sängerin verlief und der Pudel, den sie halten musste hatte gerade gefressen und roch fürchterlich aus der Schnauze. Er wollte auch nicht stillhalten, weil ihm die Hitze genauso zu schaffen machte. Obendrein wurde Regina durch die ganze Aufregung mehrfach schlecht. Davon ist auf dem Cover aber Gott sei Dank nichts zu sehen, und Regina Thoss kann heute, wenn sie daran zurückdenkt, nur noch herzlich lachen.
1971 schrieb Gerd Natschinski der Sängerin ein Lied auf den Leib, das auch heute immer noch Beifallsstürme entfacht und mit dem sie beim Musikfestival in Brasov (Rumänien) den 1. Preis errang: "Rom-ta-rom". Mit diesem Lied hatte sie die Spitze erreicht und war jetzt ganz oben.
Ein Festival jagte das andere. Regina Thoss war die Festival-Sängerin schlechthin. Ob 1978 Sopot, 1978 Goldener Orpheus, 1979 Goldene Lyra, 1981 Song Contest Irland, Kärnten International oder beim World Popular Festival Tokio, Regina Thoss brachte von überall Preise mit nach Hause. Sie trat in allen renommierten TV-Sendungen der "DDR" und den sozialistischen Ländern von Bulgari- en bis hin zur Sowjetunion auf. Amiga nahm ihre erste Langspielplatte auf. 1975 landete sie mit "Die Liebe ist ein Haus" den Hit des Jahres und wurde zum Fernsehliebling gewählt.
Die erste eigene Personality-Show "So oder so ist die Thoss" wurde vom DFF produziert In ihr zeigte Regina Thoss ihr ganzes Können. Vom Musical, Chanson und Schlager bis hin zum Gospel mit einer farbigen Gesangsgruppe aus Mozambique reichte ihre musikalische Palette. "DDR"- Musicals waren damals gerade die große Mode und Regina Thoss studierte gemeinsam mit Peter Wieland das Musical "Ein Strom, der Liebe heißt" von Manfred Nitschke und Heinz Hall ein. Bemerkenswert daran ist, dass die Plattenveröffentlichung nicht auf dem bekannten Amiga-Label herauskam, sondern auf dem auch in der damaligen DDR kaum bekannten Label NOVA (885 046) erfolgte.
1977 erhielt Regina Thoss bei der Leistungsshow für Unterhaltungskunst die Goldmedaille. Jetzt war sie der Star. Bis dahin sah man sie immer mit ihrem Notenkoffer zu den Veranstaltungen kommen, jetzt musste eine eigene Band her. Ihr Produzent Siegfried Meingeier brachte sie mit acht tollen Musikern, alles Profis, zusammen, den "Evergreen Juniors". Man war sofort auf einer musikalischen Wellenlänge. Regina und "Evergreen Juniors" wurden eine Einheit und sind es bis heute geblieben. Auch Ende der 90er Jahre wird Regina Thoss bei Galas und auf Tourneen immer noch von dieser Band begleitet.
Devisen waren immer knapp in der ehemaligen DDR und so durften ab 1985 einige Künstler auch im westlichen Ausland auftreten. Regina Thoss und ihre "Evergreen Juniors" gehörten dazu. Der erste Auftritt war ein 5-Monate-Engagement auf Sylt. Alle hatten einen furchtbaren Bammel, aber es wurde ein großer Erfolg. Was man daran ermessen kann, dass die Truppe und Regina seit 1985 gleich immer für das darauffolgende Jahr gebucht werden.
Ihre Tourneen führten Regina Thoss in über 30 Länder. Amiga hat mit ihr 5 LPs produziert, ca. 20 Singles und eine Quartett-EP gibt es mit dem Amiga-Label und außerdem ist Regina Thoss auf unzähligen Samplern mit dabei, wobei das musikalische Spektrum vom Volks- bis hin zum Weihnachtslied reicht.
Auch nach der Wende ist Regina mit einer Vinyl LP, einer MC, einer Vinyl Single, vier CDs und sechs Maxi-CDs präsent wie kaum eine andere Sängerin aus den neuen Bundesländern. Im Fernsehen ist sie auf allen Kanälen zu Hause. Ob "Bi uns to Hus", "Hitparade", "Musik ist Trumpf", "Aktuelle Schaubude", "Das deutsche Schlagermagazin" oder "Blauer Bock" und "Fröhlicher Weinberg", Regina Thoss ist überall mit dabei. Auch das Magazin Brisant bringt einen Beitrag über sie.
Am 26. Juli 1998 ist Regina Thoss 90 Minuten lang in einer Sendung beim MDR zu sehen und zu hören. Gemeinsam mit Eberhard Schneider moderiert sie "Sommer, Sonne deutsches Bier - Zu Gast am Balaton". Sie interviewt darin Ungarns Star Nr. 1 Zsu Zsa Konzc und singt ihre alten und neuen Titel.
Anfang Oktober 1998 kam ihre 5. CD auf den Markt. Auf dieses Album freute sich Regina Thoss ganz besonders: Es sind erzgebirgische Weihnachtslieder aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert in einer Kirche aufgenommen und teilweise auch in Mundart gesungen. Wunderbare Melodien, die noch nie auf Platte ers en sind. Produzent ist, wie auch schon bei ihrer letzten CD, Georg Moslener.
Ja, und dann gibt es noch etwas ganz Neues. Nach dem Motto von Regina Thoss: "Ich bin Krebs, ich schaue nur nach vorn", hat sie nun die Musicalbühne für sich entdeckt. "Eine Reise nach Lukanico" ist ein Musical für Kinder und Erwachsene und hat im Oktober 1998 in Braunlage Premiere gehabt. Komponiert hat das Werk Erfolgsproduzent Georg Moslener, und als Partner von Regina Thoss steht kein geringerer als Peter Petrel auf der Bühne.
Regina Thoss weiß, was sie kann, und wird auch in dieser Produktion, genau wie auf den unzähligen Konzertbühnen, ihre Zuschauer begeistern.